2.2.1.1.2 Das sogenannte „Sticky Tape“ bzw. „Sticky Shed Syndrome” (SSS)

Seit der Mitte der 1970er Jahre wurden klebrige Bänder und Pigmentabrieb regelmäßig beobachtet. Diese Bänder quietschen oft beim Abspielen durch die Friktion zwischen dem klebrigen Pigment mit den Ablagerungen auf den Bandführungsteilen und Köpfen. Das verschmiert die Köpfe und führt zu einem signifikanten Verlust der Wiedergabe hoher Frequenzen beim Ton bzw. zum totalen Zusammenbruch des Signals bei Video.

Hydrolyse des Pigmentbindemittels ist die häufigste Erklärung des Problems. Da aber diese Form der Hydrolyse bis zu einem gewissen Grad reversibel ist, können solche Bänder wieder spielbar gemacht werden, indem man sie geringer Luftfeuchtigkeit und erhöhten Temperaturen aussetzt (bzw. einer Kombination beider Maßnahmen: siehe hierzu IASA-TC 04, 5.4.3.4).

Jüngste Untersuchungen14 haben jedoch ergeben, dass es zusätzlich eine Reihe weiterer Ursachen für klebrige Bänder gibt: Haftmittelaustritt, Überschuss an Dispersionsmittel, Gleitmittelaustritt, und schließlich ungleiche Verteilung von Härtern. Außer für das letztgenannte Problem, das nicht behebbar ist, sind ähnliche Maßnahmen wie gegen Hydrolyse wirksam: erhöhte Temperaturen,15 gepaart mit mechanischer Reinigung. Dies gestattet die Abspielbarkeit innerhalb eines Zeitfensters, das für die Übertragung des Inhalts ausreichend lang ist.


14. Schüller 2014.
15. Die für solche Prozesse eingesetzten Temperaturen variieren zwischen 60°C (nur für Tonbänder) und 40°C. Da erhöhte Temperaturen die Bänder mechanisch beeinflussen können, was bei Videobändern besonders kritisch ist, und dies einen negativen Einfluss auf das weitere Leben des Bandes haben könnte, wird gegenwärtig empfohlen, die niedrigste Temperatur zu wählen, die noch einen Effekt erzielt.