2.2.1.1 Magnetbänder

In ihrer m odernen Form wurde die Aufzeichnung auf Magnetband in den 1930er Jahren von AEG Telefunken entwickelt und seit 1936 professionell eingesetzt. Das Verfahren war im Deutschen Rundfunk weit verbreitet, blieb aber wegen des Zweiten Weltkriegs auf Deutschland beschränkt. Es kam nach dem Krieg in die USA, von wo aus es sich weltweit verbreitete. In den späten 1940er und früheren 1950er Jahren wurde es hauptsächlich in den Bereichen Rundfunk- und Phonoindustrie eingesetzt, ab den 1950er Jahren aber wurden auch Geräte für den Heimgebrauch konstruiert, die mit geringeren Geschwindigkeiten sowie Halb- und Viertelspurformaten die Kosten für Magnetbänder senkten, allerdings zu Lasten der Aufnahmequalität. Ebenfalls in den 1950erJahren kamen tragbare, transistorisierte Geräte auf den Markt, die die Herstellung von Tonaufnahmen überall in der Welt möglich machten. Dies führte zu einer sehr regen Entstehung von Tonband-Sammlungen, besonders auch von linguistischen, ethno-musikologischen und kultur-anthropologischen Dokumentationen. In den 1960er Jahren wurden auch Kassettenformate entwickelt, als bedeutendste die Compact Cassette, die bis heute noch (2014) in Verwendung ist.

Zusätzlich zu Magnetbandgeräten wurden in den USA in den 1940er Jahren auch Magnetdrahtgeräte entwickelt, die in den 1950er und 1960er Jahren auch einige Verbreitung in Europa fanden.


Abb. 7: Prinzip der magnetischen Tonaufzeichnung. Bei diesem „linearen“ Verfahren ist die Schreibgeschwindigkeit identisch mit der Bandgeschwindigkeit.

Nach einigen Experimenten wurde die digitale Tonaufzeichnung auf Magnetband in den 1980er Jahren entwickelt. All diese frühen professionellen und semi-professionellen Formate sind heute jedoch obsolet. 1987 wurde R-DAT (Rotary Head Digital Audio Tape), ein digitales Kassetten-Aufnahmeformat, auf den Markt gebracht, das im professionellem wie semiprofessionellen Bereich weite Verbreitung fand, aber seit 2005 obsolet ist. Heute (2014), sind praktisch alle spezifischen Audioformate tot. Aufnahme, Nachbearbeitung und Lagerung sind Teil der IT- (Computer-) Welt mit ihren spezifischen Trägern und Formaten geworden.

Seit 1956 wird Magnetband auch für Videoaufnahmen eingesetzt. Verschiedene professionelle Spulen-Formate wurden entwickelt und waren bis in die späten 1970er Jahre in Gebrauch, gefolgt von analogen und digitalen Kassettenformaten. Für den frühen Heimgebrauch waren seit rund 1970 Spulenformate im Einsatz, seit rund 1980 weitverbreitet Kassettenformate. Von diesen hat VHS (Video Home System) relativ lang überlebt. Für Camcorders („Handy Cams“) wurde ein 8 mm Kassettenformat (Video8, Video Hi8) beliebt, das bis in die frühen 2000er Jahre verbreitet war. Digitale Heimformate gibt es ab 1996. Das Mini DV Format dominierte die Camcorder seit den frühen 2000er Jahren, wurde aber ebenfalls obsolet und durch Aufnahmesysteme mit optischen und Festplatten ersetzt, zuletzt durch Festkörperspeicher [flash cards]. Eine ähnliche Entwicklung nehmen derzeit (2014) die letzten professionellen Videobandformate.


Abb. 8: Prinzip der magnetischen Videoaufzeichnung. Die hohe Bandbreite der Videosignale erfordert hohe Aufzeichnungsgeschwindigkeiten, die durch einen schnell rotierenden Kopf erzielt werden, der dünne Videospuren schräg auf ein Band schreibt, das sich mit wesentlich geringerer linearer Geschwindigkeit bewegt. Dieses Prinzip [helical scan] wird auch für digitale Videoformate sowie R-DAT angewendet.

Die Videoaufzeichnung hat sich ähnlich entwickelt wie die für Audio. Proprietäre Videoformate werden durch Fileformate ersetzt: Aufnahme, Nachbearbeitung und Lagerung sind Teil der IT-Welt geworden.

Einige Video-Kassettenformate sind auch für Audioaufnahmen herangezogen worden (IASA-TC 04, 5.5.7).

Jenseits spezifischer Audio-und Videoformate gehören magnetische Medien zu den meistverwendeten Speichern im IT-Bereich. Magnetbänder spielen eine wichtige Rolle als Sicherungsmedien und Festplatten erleben beeindruckende Zuwachsraten im professionellen wie auch im privaten Gebrauch. Wenn sich auch diese Publikation auf (traditionelle) Audio-und Videobänder konzentriert, so gelten die beschriebenen Grundsätze auch für die magnetischen Computermedien.