1.4 Gegenstand dieser Publikation, Literaturhinweise und Verweise

ASA-TC 05 konzentriert sich auf Maßnahmen zur Optimierung der physischen und chemischen Integrität von traditionellen haptischen Audio- und Videoträgern, beschränkt auf jene Aufnahmesysteme, die breite Markakzeptanz erfahren haben und 99% (oder mehr) aller Audio- und Videobestände ausmachen. TC 05 ist kein Handbuch von Aufnahmetechnologien, daher behandelt es auch nicht die große Vielfalt von Aufnahmeplatten (Selbstschnittfolien), oder wenig verbreitete Verfahren wie Magnetdraht oder Stahlband, Philips-Miller, Selenophon, etc., sowie mechanische Videoplatten wie TED. Die wesentlichen Aufnahmesysteme werden aber bis zu jenem Grad beschrieben, der ein Grundverständnis von Funktion und Eigenschaften ermöglicht, inwiefern Behandlung und Lagerung die physische und chemische Integrität beeinflussen, bzw. welchen Einfluss Schäden auf die Signalwiedergabe haben.

IASA-TC 05 ist keine bloße Aufzählung von Ge- oder Verboten. Optimale Konservierungsmaßnahmen sind immer ein Kompromiss zwischen verschiedenen, oft gegensätzlichen Parametern, eingebettet in die individuelle Situation einer Sammlung in Bezug auf die klimatischen Bedingungen, das verfügbare Gebäude, das Personal sowie die verfügbaren finanziellen Mittel. Es ist völlig unmöglich, zielführende Empfehlungen zu geben, die allen möglichen Situationen gerecht würden. IASA-TC 05 erklärt die prinzipiellen Probleme und will damit dem Archivar eine Basis vermitteln, auf der eine verantwortungsvolle Lösung für die jeweils spezifische Situation gefunden werden kann. Dies ist etwa der Grund, warum zum Beispiel klimatische Bereiche für die Lagerung empfohlen werden anstelle strenger absoluter Angaben, die nur ein falsches Gefühl der Sicherheit erzeugen, in Wahrheit jedoch stets nur einen Kompromiss darstellen. Daher stellt auch IASA-TC 05 keine generelle Verhaltensregel dar, weil eine solche kaum allen Strukturen, Sammlungsbeständen, Aufgaben, Umgebungsbedingungen und finanziellen Situationen gerecht würde. Archive sind daher gefordert, ihre eigenen Regeln und Vorschriften im Rahmen ihrer Gegebenheiten zu entwickeln.5

Die vorliegenden Richtlinien bestehen aus zwei Hauptteilen: Der erste Teil (Abschnitt 2) erklärt die wesentlichen Typen von Audio und Videoträgern, ihre Zusammensetzung und das Aufnahmeprinzip, die physikalische und chemische Stabilität, sowie die Abnützung durch normales Abspielen.

Der zweite Teil (Abschnitte 3-5) beschäftigt sich mit den Empfehlungen zur Optimierung der Konservierung durch sorgfältige Behandlung und adäquate Lagerung bzw. Transport.

Es wird darauf hingewiesen, dass Reinigung und Restaurierung von Trägern nicht Teil dieser Publikation sind, sondern als Teil der Signalwiedergabe in IASA-TC 04, Kapitel 5, behandelt werden.

Das Literaturverzeichnis enthält Bücher und Artikel, einige in elektronischer Form, die zum „Mainstream“ der audiovisuellen Konservierungsliteratur geworden sind. Im Allgemeinen werden Informationen und Empfehlungen in dieser Publikation, die allgemein akzeptiert und unstrittig sind, nicht referenziert. Allerdings werden Referenzen in jenen Fällen angegeben, die sich auf neue Erfahrungen oder Forschungsergebnisse beziehen, oder wenn Abweichungen von der bisherigen Empfehlungspraxis vertreten werden. Zusätzlich sei darauf hingewiesen, dass dieses Buch auch Primärinformationen, Beobachtungen und Bewertungen auf der Basis der langjährigen Erfahrung der Autoren enthält.

Da sich die vorliegenden Richtlinien auf Behandlung und Lagerung beschränken, wird auf Varianten und Widersprüche zu Publikationen über Zusammensetzung und Alterung von Trägermaterialien generell nicht eingegangen.

Die Verweise zu IASA-TC 04 beziehen sich auf die zweite Auflage (2009).


5. Der „Code of Principles“ des British Library National Sound Archive kann als strukturelles Beispiel dienen. In A. Ward, 1990, Appendix 1.