3. Instabilität und Verletzbarkeit von audiovisuellen Trägern

Für traditionelle auf Papier wie auch auf fotochemischen Trägern aufgezeichnete Dokumente ist, mit einigen Ausnahmen, die langfristige Bewahrung der Originale im Allgemeinen möglich. Gedruckte bzw. handgeschriebene Texte ebenso wie Dokumente auf fotochemischer Basis können auch in beschädigtem Zustand lesbar bleiben, während hingegen jede Verletzung der Integrität elektronisch aufgezeichneter audiovisueller Dokumente mit ihrer kontinuierlichen, zeitabhängigen Natur zu Informationsverlusten führt.

Zusätzlich sind audiovisuelle Träger im Allgemeinen empfindlicher als herkömmliche Textdokumente gegenüber Beschädigungen durch unsachgemäße Behandlung, schlecht gewartete Wiedergabemaschinen oder unzulängliche Lagerung. Viele audiovisuelle Träger, besonders magnetische Aufnahmen, laminierte Direktschnittfolien und Nitrofilm haben relativ kurze Lebenserwartungen als Folge ihrer physischen Beschaffenheit. Während Schrift einen hohen Grad von Redundanz aufweist, die Textdokumente auch in beschädigter Form oft lesbar erhält, repräsentieren audiovisuelle Dokumente physikalische Zustände bzw. Abläufe: ihre Redundanz ist gering, zumal jedes Detail potentiell Information darstellt und bewahrt werden muss, was höchstmögliche Anforderungen an die Erhaltung der Integrität der Träger stellt.

Diese Gegebenheiten haben zur Entwicklung eines weiten Spektrums bewährter Praktiken für die Lagerung und Reinigung der Träger, sowie den Transfer ihrer Inhalte in dateibasierte Formate geführt. Die Konservierung der Träger wird im Detail im IASA-TC 05 beschrieben: Handling and Storage of Audio and Video Carriers.

Aufgrund der hohen Datendichte der Information sind digitale Träger im Allgemeinen empfindlicher gegen den Verlust von Daten durch Beschädigungen als analoge. Die Lebenserwartung von Speichermedien spielt besonders im Zusammenhang mit computer- gestützten Speicher- und Datenmanagement-Systemen eine wichtige Rolle: Ihre praktische Lebenszeit ist kurz – drei bis zehn Jahre, aufgrund des Zusammenwirkens der Obsoleszenzen von Systemen und Speichermedien, aber auch durch das mit der hohen Datendichte der Speichermedien verbundene Risiko.

Kommentar:

Hohe Datendichte und das damit verbundene Risiko eines Datenverlustes ist besonders bei digitalen Videoträgern der Fall, die Metal Evaporated (ME) Bänder verwenden.

Der Grad der Gefährdung eines Trägers hängt von seiner Empfindlichkeit gegenüber Alterung bzw. Beschädigung ab. Er hängt aber auch von den Bedingungen ab, unter denen er gelagert wurde, von der Qualität und dem Erhaltungszustand der Wiedergabegeräte, sowie vom professionellen Geschick des Bedienungspersonals.

Fehler bei digitalen Trägern können ohne Vorwarnung auftreten und ohne vorangegangene hörbare oder sichtbare Zeichen einer graduellen Verschlechterung, wie sie üblicherweise bei analogen Trägen auftritt. Eine Beschädigung der logischen Struktur eines digitalen Trägers kann überdies den Inhalt unlesbar machen.