2 Typologie der Träger, Aufnahmeverfahren, Zusammensetzung, physische und chemische Stabilität, Abnützung durch Abspielung

2.1 Mechanische Träger

2.1.1 Aufnahmeverfahren

Mechanische Träger stellen die ersten verbreiteten Trägertypen für Schallaufnahme und -wiedergabe dar. Das erste funktionsfähige Verfahren war der Zylinderphonograph, erfunden von Thomas A. Edison 1877,6 verbessert und auf dem Markt gebracht ab dem Jahr 1888. Ursprünglich als Büromaschine für Diktatzwecke entwickelt, wurde er verbreitet für wissenschaftliche Zwecke zu Aufnahmen von Sprache und ethnischer Musik seit 1890 bis in die 1950er Jahre hinein eingesetzt. Zylinder wurden auch als vervielfältigte Tonträger von der phonographischen Industrie produziert. Diese waren aber kommerziell weniger erfolgreich als die Schallplatte, sodass die vervielfältigten Zylinder in den späten 1920er Jahren vom Markt verschwanden, während das Format für Aufnahmezwecke weiter im Einsatz war. Den Markt der vervielfältigten Tonträger beherrschten mechanische Plattenformate vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis in die 1980er Jahre, in denen sie von der Compact Disc abgelöst wurden.7

Bei der Aufnahme von mechanischen Trägern wird der Schall als Funktion von Luftdruckschwankungen in die Bewegung eines Schneidstichels umgewandelt und in die Oberfläche eines rotierenden Mediums eingraviert. Ursprünglich wird das rein mechanisch ausgeführt: Der Schall wird von einem Trichter eingefangen und bewegt an dessen Ende eine Membrane. Die Membrane ist entweder direkt oder mit einem Hebelsystem mit einem Schneidstichel verbunden, der die Bewegungen der Membrane in die Oberfläche eines rotierenden Wachszylinders oder einer Wachsplatte graviert. Die Wiedergabe erfolgt mittels Umkehrung des Prozesses: eine Abtastnadel wird von der modulierten Rille bewegt und erregt die Membrane, deren Schwingungen durch den Trichter verstärkt werden.

Mitte der 1920er Jahre wird dieser akusto-mechanische Prozess durch ein elektro-magnetisches System abgelöst, bei dem der Schall durch ein Mikrophon in ein elektrisches Signal gewandelt wird, das einen elektrisch angetriebenen Schneidstichel steuert. Die Wiedergabe wird ebenfalls durch ein elektrisches Abnehmersystem verbessert, dessen Signale mit entsprechender Verstärkung die Membranen von Lausprechern bzw., Kopfhören bewegen. In jüngerer Zeit wurden optische, kontaktlose Verfahren zur Wiedergabe mechanischer Träger entwickelt, die allerdings aus mehreren Gründen keine weite Verbreitung gefunden haben. (Zur Signalwiedergabe bei mechanischen Trägern IASA-TC 04, Kapitel 5.2 und 5.3).


6. Der erste Zinnfolien-Phonograph [„tinfoil phonograph“] der Jahre 1877-78, der Aufnahmen durch die Gravierung einer Zinnfolie herstellte, die um einen Zylinder gewickelt war, ist von dem danach entwickelten Zylinderphonograph („cylinder phonograph“) zu unterscheiden, der durch das Schneiden einer Rille eine Aufnahme auf einem (kompakten Zylinder herstellte.

7. Anmerkung der Übersetzer: Die Langspielplatte („Vinylplatte“) hat jedoch in den letzten Jahren ein erstaunliches Comeback erlebt.

2.1.1.1 Zylinder

Bei Zylindern ist die Rille als schraubenförmige Spirale in die Oberfläche eingeschnitten. Die Modulation des Schallsignals erfolgt vertikal (Tiefenschrift, „hill and dale“).


Abb. 1: Aufnahme- und Wiedergabeverfahren bei Zylindern.

Man unterscheidet selbst- (direkt-) geschnittene („instantaneous“) Zylinder von replizierten (vervielfältigten). Vervielfältigung geschah entweder durch einen Kopierprozess von einem Master, von dem eine Anzahl von Kopien („Slaves“) hergestellt werden konnte. Eine andere Methode verwendete ein galvanoplastisch erzeugtes Negativ: das war eine Kupferröhre, die eine „invertierte“ Rille an der Oberfläche ihrer Innenseite aufwies. Sie wurde zur Herstellung von Wachsabgüssen oder von Zelluloid (Celluloseacetat)-Schläuchen herangezogen, die mittels Dampf unter hohen Druck geformt wurden. Diese Zelluloidschläuche wurden dann durch einen Kern aus Gips oder anderen Materialien verfestigt.


Abb. 2: Replizierte Zylinder: Wachs (links), Zelluloid (Mitte), sowie ein „Pathe“ aus Wachs.

 


Abb. 3: Selbst-geschnittene Zylinder: Aus Wachs mit Schimmelbefall (links) und ein „Edison Concert“ (rechts).

Die verschiedenen für Wachszylinder verwendeten Wachszusammensetzungen sind ziemlich stabil, sofern sie richtig gelagert werden. Wachs ist aber sehr anfällig für Schimmelbefall, und es tritt verbreitet Schimmelbefall auf, weil viele Zylinder im Verlauf ihres früheren Lebens unsachgemäß gelagert wurden. Schimmel attackiert die Oberfläche von Zylindern aggressiv und scheint besonders Wachs als Nahrung zu bevorzugen. Zusätzlich ist der Stoffwechselprozess mit der Absonderung von Säuren und Enzymen verbunden, die das Zylindermaterial zusätzlich schädigen. Eine völlige Entfernung ist nicht möglich, daher ist die Verhinderung eines weiteren Schimmelwachstums von größter Bedeutung. Eine chemische Zersetzung kann auch unter jenen Bedingungen entstehen, die Schimmelbildung fördern. Dies kann zu Ausblühungen („efflorescence“) führen, die als Schimmel missgedeutet werden, vermutlich aber auf die Zersetzung von Bestandteilen metallischer Seifen zurückzuführen sind.

Zelluloidzylinder leiden unter der Versprödung ihrer Zellulosenitrat-Oberfläche. Katastrophale Zersetzungen, wie man sie von Nitrofilmen kennt, sind noch nicht beobachtet worden. Mechanisch sind alle Wachszylinder sowie die Gipskerne von Zelluloidzylindern äußerst zerbrechlich.

2.1.1.2 Makrorillenplatten

Emile Berliner hat das Grammophon 1887 erfunden. Die Rille ist als Spirale auf der Oberfläche einer Platte angeordnet. Im Allgemeinen erfolgt die Modulation horizontal, im Gegensatz zur vertikalen Modulation bei Zylindern. Nur wenige Plattenformate (Pathé, Edison) haben vertikal geschnittene Rillen. Der große Vorteil der Plattenform, abgesehen von der leichteren Aufbewahrung, liegt in der Möglichkeit der einfachen Herstellung galvanoplastischer Negative zur Vervielfältigung durch Pressung. Da die Zahl der möglichen Abpressungen limitiert ist, wird das erste Metallnegativ („Vater“) nur zur Herstellung eines Metallpositives („Mutter“) herangezogen, die ihrerseits zur Produktion einer unbegrenzten Zahl von Pressmatrizen („Söhne“) dienen. Diese zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte Methode dient heute noch zur Herstellung von Mikrorillenplatten („Vinyls“) und für die Produktion replizierter CDs, DVDs und BDs.


Abb. 4: Das Aufnahmeprinzip von Makro- und Mikrorillenplatten.

 

2.1.1.2.1 Vervielfältigte Makrorillenplatten. Die Mehrheit der Makrorillenplatten – die sogenannten Schellackplatten – bestehen aus einer Mischung von Mineralmehlen, die von Bindemitteln, ursprünglich Schellack, gebunden werden. Die Mineralien sind chemisch im Allgemeinen sehr stabil, sofern sie unter halbwegs trockenen Bedingungen gelagert werden. Allerdings sind die Platten fragil und zerbrechen, wenn sie fallen gelassen werden. Abgesehen von Schellackplatten gibt es andere Plattentypen in geringeren Zahlen aus verschiedenen Materialien, oft von geringerer Stabilität, wie etwa die Edison Diamond Discs, die sehr feuchtigkeitsempfindlich sind.8

2.1.1.2.2 Aufnahmeplatten (Direktschnittplatten, Selbstschnittfolien, „instantaneous discs“) waren vor der Einführung des Magnetbandes in den Rundfunkanstalten weit verbreitet, Sie ermöglichten direkte Aufnahme und Wiedergabe ohne galvanoplastische Verarbeitung und Abpressung. Ihre Oberflächen waren weich genug, um einen Rillenschnitt zu erlauben und hart genug, um mehrere Anspielungen zu gestatten. Sofern sie nicht unmittelbar durch ihr Aussehen erkennbar sind, können praktisch alle Aufnahmeplatten durch ihre hand- oder maschinengeschriebenen Etiketten erkannt werden.

Es gibt homogene Platten, die aus einem einheitlichen Material bestehen, zum Beispiel Aluminium, Zink, PVC oder Gelatine, und laminierte Platten, bei denen der Kern und die Oberfläche mit ihrer geschnittenen Rille aus verschiedenen Materialien bestehen.

2.1.1.2.2.1 Lackplatten (Lackfolien). Die weitest verbreitete Form von Aufnahmeplatten stellen die laminierten Lackplatten oder „Azetatplatten“ dar. Die Information trägt der Lacküberzug, der meist aus Zellulosenitrat mit den Weichmachern Castor-Öl oder Kampfer besteht. Die Kerne, die die informationstragende Schicht stützen, bestehen allgemein aus Metall, meist Aluminium oder Zink, bisweilen auch aus Glas, Karton oder Papier.

Lackplatten können leicht identifiziert werden, weil ihr Kernmaterial an den Rändern bzw. im Mittelloch zwischen den Lackschichten sichtbar ist.

Zellulosenitrat zersetzt sich kontinuierlich mit fortschreitender Zeit durch den Kontakt mit Luftfeuchtigkeit und Sauerstoff. Dieser Prozess erzeugt Säuren, die als Katalysator diese hydrolytischen Prozesse verstärken. Der fortschreitende Prozess, verbunden mit dem Verlust von Weichmachern, verursacht zunehmende Versprödung sowie ein Schrumpfen der Lackschicht.

Da aber der Lack auf einem starren Material aufgetragen ist, führen die inneren Spannungen letztlich zum Rissigwerden bis hin zur Absplitterung der Lackschicht, und damit zum Verlust der signaltragenden Schicht. Die mechanische Instabilität der Kernschichten aus Karton bzw. Papier führt oft zu Unebenheiten oder aufgebrochen Oberflächen, während Platten aus Glas oft zerbrechen.


Abb. 5: Zerfall einer Lackplatte mit einem Metallkern zwischen 1990 – 2001.

 


Abb. 6: Lackplatte auf Kartonbasis im Zug der Alterung (Stig-Lennard Molneryd).

Weil die inneren Spannungen schwer zu erkennen sind, sollten Lackplatten nicht mechanischen und thermischen Belastungen ausgesetzt werden. Da die weitere Lebenserwartung unvorhersagbar ist, sollten die auf solchen Platten aufgenommen Signale ehestens in digitale Files überspielt werden, bevor sie verloren gehen.

2.1.1.2.2.2 Andere Aufnahmeplatten. Neben den Lackplatten sollten auch alle anderen Aufnahmeplatten unabhängig von ihrer jeweiligen Zusammensetzung als gefährdet eingestuft werden.


8. Zu frühen Makrorillenplatten siehe St-Laurent 1996.

2.1.1.3 Mikrorillenplatten („LPs“, „Vinylplatten“)

Seit den späten 1940er Jahren wurde ein neues Material für die Vervielfältigung von Schallplatten durch Pressung eingesetzt, ein Ko-Polymer aus Polyvinylchlorid (PVC) und Polyvinylazetat (PVA), das für zwei neue Formate verwendet wurde: Die Plattenfirma RCA entwickelte eine 17 cm- Platte (7 Zoll) mit einer Spieldauer von drei Minuten bei 45 Umdrehungen pro Minute – in Bezug auf die Spieldauer eine Fortsetzung der alten Schellackplatte. Columbia startete eine 25 cm (10 Zoll) Platte, später vergrößert auf 30cm (12 Zoll), mit einer Umdrehungszahl von 33 1/3 pro Minute und Spielzeiten von 15 bzw. 25 Minuten. Die amorphe Struktur des Materials verursacht überdies im Vergleich zur Schallackplatte wesentlich weniger Oberflächengeräusche.

Das PVC/PVA Ko-Polymer, umgangssprachlich als „Vinyl“ bezeichnet, ist chemisch sehr stabil. Mit Ausnahme weniger früher Exemplare ist der Durchschnitt der Vinylplatten chemisch in gutem Zustand. Da aber das Material relativ weich ist, ist es empfindlich für Schäden durch Zerkratzen oder Abrieb.

In der Frühzeit wurden geringe Mengen von Mikrorillenplatten mittels Spritzguss aus Styrene hergestellt. Sie können an ihrem leichten Gewicht und der relativ matten Oberfläche – im Gegensatz zu der glänzenden von Vinylplatten – gut erkannt werden. In der Wiedergabe haben sie ein höheres Oberflächenrauschen als Vinylplatten. Stabilitätsprobleme mit diesem LP-Typ wurden nicht beobachtet.

2.1.2 Abnützung durch Wiedergabe

2.1.2.1 Allgemeine Empfindlichkeit. Die mechanische Abtastung verändert bei allen mechanischen Trägern die Rillenform zu einem gewissen Grad. Besonders Zylinder und Makrorillenplatten wurden durch das Abspielen mit historischen Geräten durch die hohen Abtastkräfte und die Trägheit ihrer alten Abspielmechanik beschädigt. Zusätzlich tragen inadäquate Formen und Materialien der Abtastnadeln sowie mangelhafte Bedienung der Geräte zur Beschädigung der Rillen bei. Auch Mikrorillenplatten leiden unter der Wiedergabe mit minderwertigen und schlecht justierten Abspielgeräten. Daher weisen die meisten erhaltenen mechanischen Träger nicht mehr ihre ursprüngliche Rillenform und Signalqualität auf. Hingegen ermöglichen sorgfältig gewählte und justierte Anspielgeräte in Verbindung mit geschickter Bedienung die Wiedergabe aller mechanischen Träger ohne nennenswerte Abnützung.9

Zylinder, frühe Schellackplatten, sowie sämtliche Aufnahmeplatten müssen erfahrenen Spezialisten überlassen werden. Schellackplatten ab ca. 1930 sowie Mikrorillenplatten können aber durchaus von geschickten Mitarbeitern mit besonderer Einschulung digitalisiert werden.

2.1.2.2 Justierung und Wartung von Geräten. Bei konventionellen, schwenkbar gelagerten Tonarmen müssen folgende Parameter sorgfältig eingestellt werden:

  • Die effektive Länge des Tonarms zur Minimierung des unvermeidlichen tangentialen Abtastwinkels;
  • die geeignete Auflagekraft („Nadeldruck“);
  • die passende Anti-Skating Kompensation;
  • die richtige Höheneinstellung des Tonarms (parallel zur Platte im Zustand der Abspielung), um den korrekten vertikalen Abtastwinkel zu erzielen (siehe hierzu IASA-TC 04, 5.2.4, 5.3.4).

Bei tangentialen Tonarmen beschränken sich die Einstellungen auf die Position der Abtastnadel und die Auflagekraft.

Die Wartung umfasst:

  • Regelmäßige Kontrolle und Reinigung der Abtastnadel;
  • gelegentliche Reinigung des Plattentellers und des Antriebsriemens;
  • bei tangentialen Tonarmen die gelegentliche Reinigung der Laufschiene;
  • die gelegentliche Schmierung der Tellerlager mit dünnflüssigem säurefreiem Öl.

Gummi- und Plastikteile dürfen nur mit destilliertem Wasser und milden Spülmitteln gereinigt werden.

Moderne Zylinderspieler müssen in engem Einvernehmen mit den Herstellern gewartet werden.

Die Führung von Logbüchern für jedes einzelne Wiedergabegerät und die sorgfältige Dokumentation aller Justage- und Wartungsarbeiten ist unerlässlich.


9. Sogar Wachszylinder leiden nicht durch wenige Abspielungen, sofern sie von Experten mit modernen, hochqualitativen Geräten und gut gewählten Abtastnadeln durchgeführt werden.
Die optische Wiedergabe von mechanischen Trägern beschäftigt Ingenieure seit Dekaden. Eines der Hauptargumente jedoch – die Vermeidung von Rillenabnützung infolge mechanischer Abtastung –ist nur von theoretischer Bedeutung. Zur optischen Abtastung siehe IASA-TC 04, 5.2.4.1.4.

2.1.3 Strategische Maßnahmen für die Benützung von Beständen mechanischer Träger

Ursprünglich wurden in Rundfunk- und National-Archiven mindestens zwei Exemplare von vervielfältigten Schallplatten gehalten: eines für den Gebrauch, ein zweites „unberührbares“ Exemplar zur Bewahrung. Von Unikaten wie Zylindern oder Aufnahmeplatten wurden ebenfalls mindestens zwei Kopien auf Magnetband hergestellt, eine zum Gebrauch, eine zweite zur Bewahrung. Diese Strategie muss so lange beibehalten werden, bis von allen Beständen Digitalisate für die Langzeitbewahrung hergestellt werden können (IASA-TC 04). In Sammlungen, die noch nicht vollständig digitalisiert werden konnten, löst häufig eine dringende Nachfrage eine bevorzugte Digitalisierung aus.

2.2 Magnetische Träger

Die Magnetaufzeichnung wurde bereits im 19. Jahrhundert entwickelt. Stahldraht- und Stahlbandgeräte wurden in geringem Ausmaß parallel zu Zylindern und Grammophonen eingesetzt. Das Verfahren fand mit der Entwicklung des modernen Tonbandes in den 1930er Jahren weitere Verbreitung.

2.2.1 Aufnahmeverfahren

Ein magnetischer Träger wird an einem Elektromagneten, dem „Aufnahmekopf“ vorbeigeführt. Dieser produziert in Abhängigkeit des aufzunehmenden Signals ein variables Magnetfeld, das dem Träger im Moment des Passierens übermittelt und dort „eingefroren“ wird. Die Wiedergewinnung des Signals erfolgt durch das Vorbeiführen des Trägers an einem Wiedergabekopf (oft identisch mit dem Aufnahmekopf), der die Magnetfelder des Trägers in ein elektrisches Signal rückwandelt. Bei analogen Tonaufnahmen sind die Köpfe stationär. Analoge Videosignale, sowie digitale Audio- und Videosignale benötigen aber eine wesentlich größere Bandbreite, was eine Erhöhung der Aufnahmegeschwindigkeit erfordert. Dies geschieht mit Hilfe eines rotierenden Kopfes, der Spuren mit hoher Geschwindigkeit quer oder schräg über ein Magnetband aufzeichnet, während sich das Band selbst wesentlich langsamer fortbewegt.

Von grundsätzlicher Bedeutung für die optimale Funktion ist der intime Kontakt zwischen Kopf und Magnetträger, weshalb Träger, Maschinen, sowie Lager- und Abspielräume sauber gehalten werden müssen (siehe 3.5.1, und Abb. 25).

Die Besonderheiten von Festplatten sind in 2.2.2 ausgeführt.

Mithilfe des Kerr-Effektes kann magnetische Information auch optisch ausgelesen werden. Dieses Prinzip wird bei magneto-optischen Trägern angewendet (2.3.1.4), ebenso bei Datensicherungsbändern („computer back-up tapes“) mit hoher Datendichte. Die Auslesung analoger Tonbänder mit Hilfe dieses Prinzip blieb im experimentellen Bereich.

2.2.1.1 Magnetbänder

In ihrer m odernen Form wurde die Aufzeichnung auf Magnetband in den 1930er Jahren von AEG Telefunken entwickelt und seit 1936 professionell eingesetzt. Das Verfahren war im Deutschen Rundfunk weit verbreitet, blieb aber wegen des Zweiten Weltkriegs auf Deutschland beschränkt. Es kam nach dem Krieg in die USA, von wo aus es sich weltweit verbreitete. In den späten 1940er und früheren 1950er Jahren wurde es hauptsächlich in den Bereichen Rundfunk- und Phonoindustrie eingesetzt, ab den 1950er Jahren aber wurden auch Geräte für den Heimgebrauch konstruiert, die mit geringeren Geschwindigkeiten sowie Halb- und Viertelspurformaten die Kosten für Magnetbänder senkten, allerdings zu Lasten der Aufnahmequalität. Ebenfalls in den 1950erJahren kamen tragbare, transistorisierte Geräte auf den Markt, die die Herstellung von Tonaufnahmen überall in der Welt möglich machten. Dies führte zu einer sehr regen Entstehung von Tonband-Sammlungen, besonders auch von linguistischen, ethno-musikologischen und kultur-anthropologischen Dokumentationen. In den 1960er Jahren wurden auch Kassettenformate entwickelt, als bedeutendste die Compact Cassette, die bis heute noch (2014) in Verwendung ist.

Zusätzlich zu Magnetbandgeräten wurden in den USA in den 1940er Jahren auch Magnetdrahtgeräte entwickelt, die in den 1950er und 1960er Jahren auch einige Verbreitung in Europa fanden.


Abb. 7: Prinzip der magnetischen Tonaufzeichnung. Bei diesem „linearen“ Verfahren ist die Schreibgeschwindigkeit identisch mit der Bandgeschwindigkeit.

Nach einigen Experimenten wurde die digitale Tonaufzeichnung auf Magnetband in den 1980er Jahren entwickelt. All diese frühen professionellen und semi-professionellen Formate sind heute jedoch obsolet. 1987 wurde R-DAT (Rotary Head Digital Audio Tape), ein digitales Kassetten-Aufnahmeformat, auf den Markt gebracht, das im professionellem wie semiprofessionellen Bereich weite Verbreitung fand, aber seit 2005 obsolet ist. Heute (2014), sind praktisch alle spezifischen Audioformate tot. Aufnahme, Nachbearbeitung und Lagerung sind Teil der IT- (Computer-) Welt mit ihren spezifischen Trägern und Formaten geworden.

Seit 1956 wird Magnetband auch für Videoaufnahmen eingesetzt. Verschiedene professionelle Spulen-Formate wurden entwickelt und waren bis in die späten 1970er Jahre in Gebrauch, gefolgt von analogen und digitalen Kassettenformaten. Für den frühen Heimgebrauch waren seit rund 1970 Spulenformate im Einsatz, seit rund 1980 weitverbreitet Kassettenformate. Von diesen hat VHS (Video Home System) relativ lang überlebt. Für Camcorders („Handy Cams“) wurde ein 8 mm Kassettenformat (Video8, Video Hi8) beliebt, das bis in die frühen 2000er Jahre verbreitet war. Digitale Heimformate gibt es ab 1996. Das Mini DV Format dominierte die Camcorder seit den frühen 2000er Jahren, wurde aber ebenfalls obsolet und durch Aufnahmesysteme mit optischen und Festplatten ersetzt, zuletzt durch Festkörperspeicher [flash cards]. Eine ähnliche Entwicklung nehmen derzeit (2014) die letzten professionellen Videobandformate.


Abb. 8: Prinzip der magnetischen Videoaufzeichnung. Die hohe Bandbreite der Videosignale erfordert hohe Aufzeichnungsgeschwindigkeiten, die durch einen schnell rotierenden Kopf erzielt werden, der dünne Videospuren schräg auf ein Band schreibt, das sich mit wesentlich geringerer linearer Geschwindigkeit bewegt. Dieses Prinzip [helical scan] wird auch für digitale Videoformate sowie R-DAT angewendet.

Die Videoaufzeichnung hat sich ähnlich entwickelt wie die für Audio. Proprietäre Videoformate werden durch Fileformate ersetzt: Aufnahme, Nachbearbeitung und Lagerung sind Teil der IT-Welt geworden.

Einige Video-Kassettenformate sind auch für Audioaufnahmen herangezogen worden (IASA-TC 04, 5.5.7).

Jenseits spezifischer Audio-und Videoformate gehören magnetische Medien zu den meistverwendeten Speichern im IT-Bereich. Magnetbänder spielen eine wichtige Rolle als Sicherungsmedien und Festplatten erleben beeindruckende Zuwachsraten im professionellen wie auch im privaten Gebrauch. Wenn sich auch diese Publikation auf (traditionelle) Audio-und Videobänder konzentriert, so gelten die beschriebenen Grundsätze auch für die magnetischen Computermedien.

2.2.1.1.1 Komponenten von Magnetbändern und deren Stabilität

Magnetbänder bestehen aus zwei Komponenten: die Trägerfolie und die Magnetschicht. Zusätzlich besitzen noch viele Bänder eine Rückseitenmattierung zur Verbesserung der Laufeigenschaften und zur Reduktion elektrostatischer Ladungen.


Abb. 9: Die Schichten eines Magnetbandes.

 


Abb. 10: Schnitt durch verschiedene Tonbänder. Manche Lang- und Doppelspielbänder weisen auch Rückseitenmattierung auf (Friedrich Engel).

2.2.1.1.1.1 Trägerfolien. Im Lauf der Entwicklung von Magnetbändern wurden folgende Trägerfolien verwendet: Papier, Celluloseacetat (CA), Polyvinylchlorid (PVC), Polyester (Polyäthylen Terephthalat, PET, oder PE) und Polyethylen-Naphthalat (PEN).

Celluloseacetat wurde seit Mitte der 1930er Jahren bis zu seinem Auslaufen in den frühen 1970er Jahren verwendet. Erkannt werden die meisten dieser Bänder durch ihre durchsichtigen Bandwickel.

CA ist zwei Alterungsprozessen ausgesetzt: der Hydrolyse, weithin bekannt und gründlich erforscht in der Filmkonservierung als das „Vinegar Syndrom“ (3.1.1.1), sowie dem Verlust des Weichmachers: betroffene Bänder werden spröde.

Im Allgemeinen sind CA-Tonbänder von diesen Prozessen viel weniger betroffen als CA Filme. Das Vinegar Syndrom scheint bis zu einem gewissen Grad von einer kritischen Masse abzuhängen, die bei Tonbändern schwächer auftritt. Während Hydrolyse eindeutig mit hoher Luftfeuchtigkeit korreliert, was die Einhaltung niedriger Werte nahelegt, haben frühere Publikationen (z.B. FIAF, 1.3,11.2.4, 11.2.11.3 mittlere Luftfeuchtigkeitswerte empfohlen, um Weichmacherverlust zu vermeiden. Dies wird in neuerer Literatur nicht aufrechterhalten.

CA-Tonbänder leiden oft auch unter geometrischen Verformungen, die einen intimen Band-Kopf-Kontakt, die Voraussetzung für eine optimale Signalwiedergabe, verhindern. Höherer Bandzug zur Verbesserung des Band-Kopf-Kontaktes ist im Allgemeinen aber wegen der Steifheit der Bänder und der damit bestehenden Bruchgefahr nicht anwendbar.10

Schwere Fälle von beiden Problemen – Hydrolyse und Versprödung – treten hauptsächlich bei deutschen Bändern aus den frühen 1940er Jahren sowie in weiter Verbreitung bei ostdeutschen und sowjetischen Bändern auf, die bis weit in die 1960er Jahre produziert wurden.


 

Abb. 11 und 12: Ein typisch versprödetes CA-Band vor und nach seiner Rekonditionierung (auf eine Spule gewickelt). Der zerfallene Bandwickel kann durch einen „Wickelretter“ (siehe 3.4.2.1 und Abb. 24) gerettet werden.

Auch andere CA-Tonbänder sind von diesen Problemen betroffen. Allerdings sind CA-Bänder aus manchen Fabrikationen immer noch in flexiblem Zustand und gut abspielbar.

Eine tröstliche Erscheinung verdanken wir dem Umstand, dass CA-Bänder brechen, ohne sich vorher zu dehnen (im Unterschied zu PET- Bändern, siehe unten), was normalerweise das Kleben der Bänder ohne den Verlust des aufgenommenen Signals ermöglicht.

PVC-Bänder wurden hauptsächlich in Deutschland von 1944-1972 produziert und weisen bis heute keine systematischen chemischen Veränderungen auf. Es wurde bisher kein Verlust von Weichmacher festgestellt, die Bänder haben ihre Flexibilität bewahrt. Wegen ihrer elektrostatischen Eigenschaften aber sind ihre Wickeleigenschaften beeinträchtigt.

Da praktisch alle PVC-Bänder in Deutschland produziert wurden, ist die Identifikation professioneller Bänder wegen deren Rückseitenbeschriftung leicht. Amateurbänder können an den Aufdrucken am Vorspann identifiziert werden, sofern der originale noch vorhanden ist. Typisch für alle PVC-Bänder ist ihre weiche Plastizität, ein hochwillkommener Vorteil gegenüber CA-Bändern gleichen Alters.

Abgesehen von frühen Experimenten zur Magnetaufnahme in Deutschland in den frühen 1930er Jahren und gelegentlich nach dem 2. Weltkrieg wurden nur wenige Papierbänder in den späten 1940er Jahren in den Vereinigten Staaten produziert.

PET-Bänder haben schrittweise seit den späten 1950er Jahren CA- und PVC-Bänder ersetzt. Sie sind seither für alle Arten von Magnetbandanwendungen eingesetzt worden. PET-Folien sind relativ widerstandsfähig, und systematische chemische Instabilitäten wurden bisher nicht beobachtet.11 Allerding dehnt sich PET aus, bevor es bricht, was zum Verlust aufgenommener Signale führt. Das erfordert Präzision der Wiedergabegeräte und genaue Justage der Bandwickelmechanik, besonders bei der Wiedergabe dünner Bänder.

Die Folienstärken variieren zwischen 30μm für „Normalspielband“ für Ton bis hinunter zu 6μm für dünne Audio- und Videokassettenbänder. Die dünnsten CA- und PVC Bänder sind Doppelspiel-Spulenbänder (15μm stark), während dünnere Bänder nur mit PET- oder PEN-Folien möglich sind. PEN wird für dünne digitale Videobänder sowie für Datensicherungsbänder verwendet.

Um eine stabile Verbindung mit der Pigmentschicht, aber auch mit der Rückseitenmattierung zu gewährleisten, ist die Trägerfolie mit einem dünnen (Bruchteile von μm) Haftvermittler (Primer), versehen, der entweder bereits in der Folienherstellung oder im Prozess des Gusses der Magnetschicht aufgebracht wird.

2.2.1.1.1.2 Magnetische Pigmente. Das erste in den 1930er Jahren verwendete magnetische Pigment war Karbonyleisen. Es wurde schon bald durch Eisennoxid (ɣFe2O3) abgelöst, das für alle Spulentonbänder, alle Compact-Cassetten der Type IEC I und das erste Videoformat (2-Zoll Quadruplex) eingesetzt wurde. ɣFe2O3 ist brauner Rost und chemisch stabil. Wegen der Größe seiner Elementarmagneten ist jedoch seine Fähigkeit beschränkt, eine größere Datendichte aufzunehmen, wie sie bei der Aufnahme mit geringen Geschwindigkeiten und bei schmalen Spuren entsteht. Um den Einsatz kleinerer Bänder zu ermöglichen, die trotzdem die Bandbreite von Videosignalen speichern können, wurde seit den frühen 1970er Jahren Chromdioxid (CrO2) eingesetzt. Chromdioxid und seine Substitute (Kobalt-dotiertes Fe3O4) haben dunkelgraue Farbe und wurden hauptsächlich für analoge Videoformate und für Compact Cassetten der Type IEC II verwendet. Hinsichtlich der chemischen Stabilität wurden bisher keine kritischen Feststellungen gemacht. Seit Mitte der 1970er Jahre wurden auch Zweischichtbänder produziert, bei denen eine Eisenoxidschicht mit einer dünnen CrO2-Schicht überzogen wurde. Als IEC Type III zeichneten sich diese Compact Cassetten durch einen verbesserten Signal-Rauschabstand aus.

Das jüngste Magnetpigment besteht aus Reineisen-Partikeln (MP). Es wird für digitale Videoformate, R-DAT, und Compact Cassetten der Type IV verwendet. Aufgrund seiner chemischen Eigenschaften ist es potentiell der Oxidation ausgesetzt. Nach dem Auftreten solcher Probleme bei frühen Bändern wurden Methoden entwickelt, die bisher ein verbreitetes Auftreten von Oxidation verhindert haben. Trotzdem müssen MP- und ME- Bänder (das sind solche, bei denen die Magnetschicht durch Aufdampfen im Hochvakuum aufgebracht wird) mittel- bis langfristig als potentiell gefährdete Materialen betrachtet werden. Hinsichtlich ihrer Farbe ähneln sie Chromdioxidbändern, allerdings mit einem „metallischen“ Oberflächenglanz.

2.2.1.1.1.2.1 Die Stabilität der magnetischen Information. Ein bestimmender Faktor für die Stabilität der magnetischen Information ist die Koerzitivkraft12 eines magnetischen Materials, wobei in Zuge der Entwicklung Materialien mit immer höherer Koerzitivkraft einsetzt wurden. Für Karbonyleisen beträgt die Koerzitivkraft ca. 150 Oersted (Oe), für durchschnittliche ɣFe2O3 Oxide zwischen 300 und 400 Oe; CrO2 Bänder weisen typisch 600-700 Oe auf, MP und ME Bänder bis zu 1500 Oe. Für Datenbänder kann der Koerzitivwert bis über 2500 Oe betragen.13

Neben externen einwirkenden Magnetfeldern können Temperaturen jenseits des Curiepunkts (3.2.1.5) und Magnetostriktion die magnetische Orientierung verändern.

Unter Magnetostriktion versteht man die Veränderung der magnetischen Orientierung durch mechanische Belastung. Abgesehen von frühen Fe3O4 Bändern ist dieser Effekt aber unbedeutend. Allerdings setzt man Magnetostriktion positiv zur Löschung des unerwünschten Kopiereffektes auf Magnetbändern ein (siehe IASA-TC 04, 5.4.13).

Im Gegensatz zu weit verbreiteten Ängsten geht magnetische Information nicht im Laufe der Zeit verloren: Nach Standards produzierte, bewahrte und behandelte Magnetbänder verlieren nicht ihre magnetischen Aufzeichnungen innerhalb historisch relevanter Zeitspannen.

2.2.1.1.1.3 Pigmentbindemittel. Magnetische Pigmente sind Pulver, die mit Bindemittel zusammengehalten und auf der Bandfolie fixiert werden müssen. In der Frühzeit wurde Celluloseacetat verwendet, gefolgt von Polyurethan Co-Polymeren. Frühe CA-Bindemittel sind für den Abrieb von trockenem Pigment verantwortlich und daher als Risiko einzustufen, was für die CA-Bänder auch ganz allgemein gilt. Im Allgemeinen aber weist die Mehrzahl der Bänder aus späten 1950er und den 1960er- Jahren keine schwerwiegenden Bindemittelprobleme auf.

Bänder aus den 1970er und 1980er Jahren weisen aber leider vielfach instabile Pigmentschichten auf, was sich als Abrieb der Pigmentschicht in Form von klebrigen Ablagerungen äußert, das weithin als „Sticky tape“ bzw. „Sticky shed syndrome“ (SSS) bekannt ist (2.2.1.1.2).

2.2.1.1.1.4 Gleitmittel. Die Magnetschichten enthalten auch Gleitmittel, im Allgemeinen fette Ester, die die Reibung zwischen den Band und den Köpfen vermindern. Die Schicht wirkt wie ein Schwamm, der das Gleitmittel durch Poren bereitstellt, wobei die Gleitmittelmenge für Videobänder wegen der hohen Schreibgeschwindigkeit größer als für Tonbänder ist. Die Porengröße, und damit die Menge der Gleitmittelabgabe, wird durch den Prozess des Kalandrierens im Zuge des Schichtbegusses bestimmt. Manche Gleitmittel haben die Tendenz, auszutreten und an der Bandoberfläche zu kristallisieren, besonders Stearinsäure bei Temperaturen unter 8° C, was die Wiedergabeköpfe verschmiert. Überschüssiges Gleitmittel kann mechanisch unter Zuhilfenahme erhöhter Temperaturen entfernt werden. Das Zuführen von Gleitmitteln („re-lubrication“), das von manchen Webseiten und Publikationen erwähnt wird, ist kritisch zu bewerten, weil es nicht möglich ist, die Zugabe auf die sehr geringe Menge, die gebraucht wird, zu beschränken. Das überschüssige Gleitmittel ist schwer von den Bandführungen, den Köpfen und der Tonwelle [capstan] zu entfernen und kann dann auch andere Bänder, die auf solchen Maschinen abgespielt werden, beeinflussen (Schüller 2014).

2.2.1.1.1.5 Rückseitenmattierung wurde in Deutschland eingeführt, um einen sicheren Umgang mit dem dort im Studiobereich verbreiteten offenen Bandwickeln zu gewährleiten. Die Mattierung ermöglicht einen festen und sicheren Bandwickel ohne das Risiko des Auseinanderfallens. Seit den 1970er Jahren fanden Rückseitenmattierungen weitere Verbreitung für Ton- und Videobänder, wobei durch die Beimischung von Ruß die Leitfähigkeit zur Verminderung der elektrostatischen Aufladung und durch die leichte Rauigkeit die Wickeleigenschaften verbessert wurden.


10. Einige Autoren berichten von einer Verbesserung der Wiedergabe spröder Bänder durch eine vorangehende Lagerung unter hoher Luftfeuchtigkeit, was vorübergehend den Verlust des Weichmachers kompensiert. Jüngst wurden Verfahren entwickelt, die spröde Bänder durch das Zuführen von Weichmachern wieder permanent elastisch machen (Österreichische Akademie der Wissenschaften 2012, Wallaszkovits et al. 2014).

11. Ein theoretisches Zerfalls-Szenario wurde in den 1980er Jahren diskutiert, ist aber nie praktisch aufgetreten.

12. Die Koerzitivkraft eines Materials ist jene Eigenschaft, die Änderungen der magnetischen Orientierung (einschließlich einer Löschung) widersteht. Sie wird durch die Stärke das Magnetfeldes ausgedrückt, das zur Veränderung der magnetischen Orientierung notwendig ist. Je höher die Koerzitivkraft, desto höher ist der Widerstand gegen eine Umorientierung (bzw. Löschung) durch ein externes Magnetfeld.

13. Im Bereich der analogen Tonaufnahme waren die Unterschiede der Koerzitivkraft zwischen den Bändern der wesentliche Grund für die Notwendigkeit der individuellen Einstellung der Vormagnetisierung für jeden Bandtyp.

2.2.1.1.2 Das sogenannte „Sticky Tape“ bzw. „Sticky Shed Syndrome” (SSS)

Seit der Mitte der 1970er Jahre wurden klebrige Bänder und Pigmentabrieb regelmäßig beobachtet. Diese Bänder quietschen oft beim Abspielen durch die Friktion zwischen dem klebrigen Pigment mit den Ablagerungen auf den Bandführungsteilen und Köpfen. Das verschmiert die Köpfe und führt zu einem signifikanten Verlust der Wiedergabe hoher Frequenzen beim Ton bzw. zum totalen Zusammenbruch des Signals bei Video.

Hydrolyse des Pigmentbindemittels ist die häufigste Erklärung des Problems. Da aber diese Form der Hydrolyse bis zu einem gewissen Grad reversibel ist, können solche Bänder wieder spielbar gemacht werden, indem man sie geringer Luftfeuchtigkeit und erhöhten Temperaturen aussetzt (bzw. einer Kombination beider Maßnahmen: siehe hierzu IASA-TC 04, 5.4.3.4).

Jüngste Untersuchungen14 haben jedoch ergeben, dass es zusätzlich eine Reihe weiterer Ursachen für klebrige Bänder gibt: Haftmittelaustritt, Überschuss an Dispersionsmittel, Gleitmittelaustritt, und schließlich ungleiche Verteilung von Härtern. Außer für das letztgenannte Problem, das nicht behebbar ist, sind ähnliche Maßnahmen wie gegen Hydrolyse wirksam: erhöhte Temperaturen,15 gepaart mit mechanischer Reinigung. Dies gestattet die Abspielbarkeit innerhalb eines Zeitfensters, das für die Übertragung des Inhalts ausreichend lang ist.


14. Schüller 2014.
15. Die für solche Prozesse eingesetzten Temperaturen variieren zwischen 60°C (nur für Tonbänder) und 40°C. Da erhöhte Temperaturen die Bänder mechanisch beeinflussen können, was bei Videobändern besonders kritisch ist, und dies einen negativen Einfluss auf das weitere Leben des Bandes haben könnte, wird gegenwärtig empfohlen, die niedrigste Temperatur zu wählen, die noch einen Effekt erzielt.

2.2.1.1.3 Der Herstellungsprozess und die individuelle Unversehrtheit eines Bandes als Stabilitätsfaktoren

Während die chemische Zusammensetzung eine unverzichtbare Basis darstellt, wird dem Produktionsprozess eine noch höhere Bedeutung für die Stabilität der Bänder zugeschrieben: Gussgeschwindigkeit, gute Dispersion der Komponenten, sowie Temperatur und Druck des Kalanders, sind nur einige der Faktoren, die die Stabilität der Pigmentschichten bestimmen. Das kann durchaus zu unterschiedlichen Eigenschaften zwischen den Chargen desselben Bandtyps, bisweilen auch innerhalb derselben Charge führen.

Zusätzlich spielt die physische Integrität der Bandoberfläche eine beutende Rolle. Schlecht gewartete Wiedergabegeräte können die Bandoberfläche zerkratzen, die dann ein Einfallstor für destabilisierende Stoffe wie z.B. Feuchtigkeit ist.

Daher sind chemische Analysen für die Bewertung der Qualität und die Abschätzung der weiteren Lebenserwartung eines Bandes nur beschränkt aussagefähig. Da Zusammensetzung und Produktion von Bändern stark variieren, können Ergebnisse und Empfehlungen, die für einen Bandtyp oder auch nur für eine bestimmte Charge gültig sind, nicht notwendigerweise auf andere und schon gar nicht auf alle Bänder extrapoliert werden. In dieser Hinsicht sind generalisierende Aussagen und/oder Empfehlungen, die auf der Untersuchung weniger, oft nicht einmal identifizierte Bänder beruhen, kritisch zu sehen (Schüller 2014).


Abb. 13: Pigmentverlust: Chemische Reaktion oder schlechte Produktion?


Abb. 14: Seltener Totalverlust der Pigmentschicht. In diesem Fall sehr wahrscheinlich ein Produktionsproblem.

2.2.1.1.4 Abnützung durch Abspielung

Im Unterschied zu mechanischen Trägern können halbwegs moderne und gut erhaltene Bänder mehrere hundert Mal ohne messbaren Verlust der Signalqualität abgespielt werden. Voraussetzung dafür sind allerdings Wiedergabegeräte der letzten Generation in einwandfreiem Wartungszustand. Ältere oder schlecht gewartete Geräte können beim Abspielen Bänder empfindlich beschädigen, sogar zerstören.

2.2.1.1.4.1 Justage und Wartung von Geräten (nur für Wiedergabe). Tonbandgeräte bedürfen der sorgfältigen Einstellung folgender Parameter:

  • Vertikale Position, Azimut, und Umschlingungswinkel des Wiedergabekopfes (unerlässlich ist nach Abschluss der Arbeiten die unverzügliche Rückführung eines Kopfes in die genormte Position, nachdem er zur Kompensation eines fehljustierten Aufnahmekopfes dejustiert worden war;
  • Vertikale Position der Bandführungen zur Sicherstellung eines horizontalen Bandlaufes und zur Vermeidung einer asymmetrischen Position auf Bandspulen und Kernen;
  • Einstellung des Bandzuges für Abspielen und Umwickeln, besonders wenn dünnes Amateurband bzw. brüchige CA- Bänder gespielt werden müssen;
  • Einmessung des Wiedergabeverstärkers in Abhängigkeit von der Bandgeschwindigkeit und der Norm der Wiedergabeentzerrung (die Einmessung ist kopfabhängig, daher verlangen Kopfblöcke für verschiedene Spuren unterschiedliche Einmessungen bzw. Verstärker mit umschaltbaren Voreinstellungen).

Die Wartung umfasst:

  • Die Reinigung der Bandköpfe und Bandführungen (die Frequenz der Reinigung ist vom Abriebverhalten der verwendeten Bänder abhängig). Alle Oberflächen müssen in perfektem Zustand gehalten werden, um ein Zerkratzen der Bandoberflächen (2.2.1.1.3) und Geschwindigkeitsschwankungen zu vermeiden und einen engen Band- Kopfkontakt zu garantieren;
  • Die regelmäßige (tägliche) Entmagnetisierung der Köpfe und Bandführungen;
  • Die Kontrolle der kompletten Einmessung nach jeweils 50 – 100 Betriebsstunden (Kopfzeiten, nicht Einschaltzeiten).

Das Führen von Logbüchern für jedes einzelne Gerät, und die sorgfältige Dokumentation aller Justage- und Wartungsarbeiten ist unerlässlich (IASA-TC 04, 5.4).

2.2.1.1.5 Strategie zur Benützung von Tonbandsammlungen

Obwohl, im Gegensatz zu mechanischen Trägern, Tonbänder mit modernen und gut gewarteten Geräten mehrere hundert Mal ohne messbare Verschlechterung abgespielt werden können, besteht ein statistisches Risiko hinsichtlich einer Bandbeschädigung durch unvorhersehbare Fehlfunktion von Wiedergabegeräten. Besonders dünne Bänder (LP, DP und TP) auf Spulen, sowie alle Kassettenformate sind solchen seltenen, aber unvorhersagbaren Gefahren ausgesetzt. In der Zeit der analogen Träger hat dies zu einer Strategie des Kopierens solch empfindlicher Originalbänder auf robuste Studiobänder sowie zur Herstellung von Arbeitskopien für oft nachgefragte Aufnahmen geführt. Ob nun bereits digitale Repositorien angelegt wurden oder nicht, diese Strategie ist im digitalen Zeitalter genauso gültig, weil die meisten digitalen Audio und Video Originalformate sehr verletzlich sind. CDs und DVDs haben sich als Benutzerkopien sehr bewährt, nicht jedoch für Konservierungszwecke. Wie bei mechanischen Trägern wird auch hier eine Benützungsanfrage oft eine vorgezogene Digitalisierung auslösen.

2.2.2 Festplatten

2.2.2 Festplatten sind als Speicher im Computerbereich seit der Mitte der 1950er Jahre entwickelt worden. Der Prototyp für die heute verwendeten Festplatten war die 1973 entwickelte Winchester Platte. Seit Mitte der 1980er Jahre konnte die Speicherkapazität bei immer geringer werden Preisen stetig gesteigert werden, wodurch Festplatten zum meistgebrauchten Speichermedium sowohl für Kleincomputer, aber vor allem für Massenspeicher geworden sind. Durch diese Entwicklung haben aufnehmbare optische Platten, die in den späten 1990er und frühen 2000erJahren als audiovisuelle Speicher verbreitet waren, an Bedeutung verloren.

2.2.2.1 Aufnahmeprinzip und Bestandteile. Festplatten bestehen aus einer oder mehreren rotierenden Platten, meist aus Aluminium, Glas oder Keramik, die mit einer dünnen (10-20 nm) magnetischen Schicht versehen und auf einer Spindel montiert sind. Im Gebrauch rotieren sie heute zwischen 4.200 und 15.000 UpM. Ein Magnetkopf, manchmal aber auch mehrere für jede Platte, schreiben und lesen die Daten auf die bzw. von den Platten.

Der Kopf ist auf einem motorgetriebenen Aktuatorarm montiert, der den schnellen Zugriff auf jeden Teil der Platte gestattet. Um die geringstmögliche Distanz zur Platte einzuhalten, ohne jedoch die Platte zu beschädigen, hat der Kopf eine Form, die es ihm ermöglicht, auf einem Luft- bzw. Gaspolster zu schweben. Der Kopf „fliegt“ in der Distanz von Bruchteilen eines Nanometers, nur einige Gasmoleküle entfernt, über die Platter, was die Erfassung auch kurzwelliger Signale ermöglicht. Diese Distanz ist wesentlich zur Vermeidung von fatalen „head crashes“ als Folge einer Berührung der Plattenoberfläche. Festplatten dürfen daher, wenn sie in Betrieb sind, keinen mechanischen Schocks ausgesetzt werden.

Bis vor Kurzem war die Longitudinal-Aufzeichnung Standard, vergleichbar der Aufzeichnung auf einem Magnetband. Seit 2005 wurde die Vertikal-Aufzeichnung eingeführt, die gegenüber der Längsaufzeichnung eine höhere Datendichte um das Dreifache und mehr erlaubt.

Ursprünglich in Luft, sind moderne Festplatten auch in einer Helium-Atmosphäre gelagert. Die Platte ist versiegelt, was sie bis zu einem gewissen Grad vor dem Eindringen von Staub schützt. Die Temperatur stellt überdies einen kritischen Faktor dar: Hersteller geben 40-55°C als Maximum für einen sicheren Betrieb an.

2.2.2.2 Plattendurchmesser. Die heutigen Durchmesser der Festplatten betragen 3.5 und 2.5 Zoll. Kleinere Festplatten, ursprünglich für Sub-Notebooks entwickelt, befinden sich auf dem Rückzug, sofern nicht bereits obsolet. Sie werden zunehmend durch Festspeicher ersetzt.

2.2.2.3 Lebenszeit. Die Lebenszeit von Festplatten wird oft als „Mean Time Between (To) Errors“ (MTBF oder MTTF) angegeben, die für gegenwärtige Produkte zwischen 1 und 1.5 Millionen Stunden beträgt. Diese Zahlen sind aber von Labortests extrapolierte Werte und sagen nichts über die Lebenszeit eines bestimmten Mediums aus. Realistischere Größenangaben über Fehlerraten liefern „AFR“-Angaben, „Annualised Failure Rates“, die die Wahrscheinlichkeit des Ausfalls von Platten angeben, ausgedrückt als Prozentsatz von ausfallenden Platten innerhalb einer großen Population in Anhängigkeit ihres Alters. Typische Werte liegen unter 10% für die ersten fünf Jahre. Trotzdem erlauben diese Angaben keine verlässliche Vorhersage der Lebenszeit einer bestimmten individuellen Platte. „SMART pre-failure alerts“, sofern sie angemessen überwacht werden, sind allerdings hochkorrelierende Ankündigen möglicher späterer Ausfälle.

Ausschlaggebend ist die praktische kommerzielle Lebenszeit einer Festplatte in einer Serverumgebung, insbesondere die ökonomische Servicierbarkeit. Typischerweise werden Festplatten zwischen drei und sieben Jahren in Betrieb gehalten.

Diskussionen über die langfristige Lagerung (mehrere Dekaden) von Festplatten „im Regal“ haben zu keinen schlüssigen Ergebnissen geführt.

Zusammenfassend muss betont werden, dass eine bestimmte, individuelle Festplatte ein inhärent unsicherer Datenspeicher ist. Allerdings ist die Lagerung mehrfacher Kopien eines Files in einem gut organisierten Massenspeicher, der aus mehreren Festplatten besteht und mit selbst-prüfenden und selbst korrigierenden Protokollen betrieben wird, eine sichere und effiziente Methode der Langzeitbewahrung (IASA-TC 04, 6.3.14-21).

2.2.3 Magneto-optische Träger (MODs)

Während die Information magnetisch gespeichert wird, erfolgt die Aufzeichnung und Wiedergabe auf optischem Weg. Wegen ihrer den optischen Platten ähnlichen Architektur werden MODs unter 2.3.1.4 beschrieben.

2.3 Optische Träger

Optische Träger sind die ältesten audiovisuellen Träger. Sie sind seit mehr als 170 Jahren für die analoge Bildspeicherung (Fotografie, Film) in Gebrauch. Für die Speicherung von Audio- und Videosignalen gehören sie jedoch zu den jüngsten Bildund Tonträgern. Obwohl optische Bandformate entwickelt wurden, haben sich diese nicht auf dem Markt behaupten können. Daher beschränken sich optische Bild-und Tonträger auf scheiben- oder plattenförmige Formate.

2.3.1 Aufnahme-Prinzip

Anders als bei den fotografischen Trägern, die auf der Absorption verschiedener Lichtmengen basieren, arbeiten optische Träger mit lasergesteuerten Veränderungen innerhalb von Spuren/Rillen mikroskopischer Abmessungen, wobei ein audiovisuelles Signal aufgezeichnet und anschießend wiedergewonnen wird.

Der Vorläufer der optischen Platten war die Laser Vision Disc, die Ende der 1970er Jahre für die Aufnahme und Wiedergabe von analogen Videosignalen entwickelt wurde. Ihre Technologie und die dazugehörigen Parameter wurden mit Ausnahme der Abmessungen von der Compact Disc (CD)übernommen, die 1982 als CD-A (CDAudio, Red Book Standard) als vervielfältigtes, gepresstes digitales Audioformat auf den Markt kam. Man erkannte bald, dass CDs ein ideales Medium nicht nur für Audiosignale, sondern auch für andere Signale wie Text, Grafik und/oder Bewegtbilder darstellten, woraus 1985 die CD-ROM (CD-Read Only Memory, Yellow Book Standard) als Wiedergabemedium entstand.16 1987 folgten dann die CD-I (CD-Interactive, Green Book Standard) und 1991 die CD-R (CD-Recordable, Orange Book Standard) zusammen mit der CD-RW (CD- Recordable+Writable, ebenfalls Orange Book Standard). Den vorläufigen Abschluss der CD-Familie bildete 1993 die CD-V (CD-Video, White Book Standard), die in Ostasien sehr populär wurde.

Um die Speicherkapazität zu erhöhen, hauptsächlich für die Speicherung von Videofilmen, kam 1995 die DVD (Digital Video Disc oder auch Digital Versatile Disc) auf den Markt. Die Vergrößerung der Speicherkapazität wurde durch einen Laser mit kleinerer Wellenlänge und mit maximal 4 Speicherschichten (dual layer, double sided) mit je 7-facher Speicherkapazität gesteigert. Laser mit noch kürzerer Wellenlänge im UV-Bereich führten schließlich zur BD (Blue Ray Disc), die sich letztlich gegen die konkurrierende DVD HD (DVD High Definition) auf dem Markt durchsetzte. Die BD benützt kurzwelliges blau-violettes Laserlicht und stellt einen weiteren Schritt in Richtung Miniaturisierung der Aufzeichnungs- und Speicherungsdichte dar.

In diesem Zusammenhang ist schließlich die MOD (Magneto-Optical Disc, 2.3.1.4) zu nennen. Konzipiert für die Datenspeicherung im IT-Bereich hat die MOD ihre ursprüngliche Bedeutung durch die dramatische Steigerung der Speicherkapazität der Festplatte bei deren ständig sinkenden Preisen verloren. Im Consumer-Bereich hat sie jedoch einige Beliebtheit in Form der wieder-beschreibbaren MiniDisc (MD, 2.3.1.5) gewonnen.

2.3.1.1 Replizierte (vervielfältigte) CDs, DVDs, und BDs (-ROMs): Die CDs bestehen aus einer transparenten Polycarbonat-Scheibe von 1.2 mm Stärke, die mithilfe einer negativen Metall-Matrize im Einspritzverfahren hergestellt wird. Die obere Fläche der Scheibe trägt die spiralförmige Spur von „Pits“ (Löchern, Vertiefungen) und „Lands“ (flachen Strecken) unterschiedlicher Länge. Diese so strukturierte Oberfläche ist mit einer reflektierenden Schichte aus Aluminium überzogen, die wiederum mit einem Schutzlack überzogen ist, die auch die Information über Inhalt und Label enthält. Der Laserstrahl liest die Platte von unten. Er ist auf die Pits und Lands der Spur fokussiert. Die Tiefe der Pits misst ein Viertel der Wellenlänge des Lasers, was einen Unterschied in der jeweiligen Stärke der Reflexionen bewirkt. Diese Unterschiede repräsentieren digitale „1“er, während kein Unterschied eine digitale „0“ darstellt.


Abb. 15: Aufteilung der CD-ROM.


Abb. 16: Schichtstruktur und Auslesen der Daten von einer CD-ROM.

DVDs haben gegenüber CDs engere Rillenabstände und kürzere Pits und Lands, da sie einen Laser mit kürzerer Wellenlänge benutzen (650 nm, rot). Die Basisplatte ist nur 0.6mm dick. Bei einseitigen DVDs ist eine leere zweite Polykarbonat-Scheibe an die informationstragende Scheibe geklebt. Bei doppelseitigen Platten ist eine zweite informationstragende Schicht angeklebt. Zusätzlich ist es möglich, eine zweite semi-transparente Schicht („Dual Layer“) jeder Datenschicht hinzuzufügen. Daraus ergeben sich zwei lesbare Schichten auf jeder Seite, womit die Speicherkapazität vervierfacht wird.


Abb. 17: Schichtstrukturen von DVDs.

Die BD-ROM (Blue-ray Disc) besteht aus zwei verschiedenen, per Laminierung fest verbundenen Polykarbonat-Scheiben verschiedener Dicke (siehe Abb. 18). Die untere dünnere trägt die Pit/Land-Spur auf ihrer oberen Seite mit der Reflexionsschicht. Die Spur ist schmäler als die bei CDs bzw. DVDs. Die obere, dickere Scheibe trägt an seiner ihrer Oberfläche die Labelinformation. Im Unterschied zu DVDs sind doppelseitige Platten nicht vorgesehen, wohl aber BDs mit zwei Informationsschichten.


Abb. 18: Schichtstruktur einer Blu-ray Disc.

 


Abb. 19: Vergleich der Fokusgrößen von CD, DVD und BD.

2.3.1.2 Einmal beschreibbare optische Träger: CD-R, DVD-R, BD-R, „Dye Discs“). Die Informationsschicht besteht aus einer „Spurrille“ (pre-groove), die mit einer dünnen Schicht aus einem organischen Farbstoff gefüllt ist. Das Beschreiben erfolgt mittels eines Lasers mit höherer Energie als beim Auslesen, wodurch der Farbstoff erhitzt wird. Dadurch entsteht eine Reihe von gebrannten und nicht-gebrannten Strecken, die vom lesenden Laserstahl so wie die Pits und Lands von replizierten ROM-Platten erkannt werden. Die reflektierende Metallschicht besteht aus Gold, Silber oder einer Silberlegierung.


Abb. 20: Replizierte (CD-ROM) und gebrannte Pits und Lands (CD-R) im Vergleich (Jean-Marc Fontaine).

2.3.1.3 Mehrfach beschreibbare optische Träger: CD-RW, DVD-RW, BD-RW. Die Informationsschicht besteht aus einer Metall-Legierung, die temperaturabhängig ihre Phase, d.h. ihren Festkörperzustand ändert. Die Aufzeichnung erfolgt im Fokus des schreibenden Laserstrahls, der die Temperatur der Metall-Legierung je nach Laserleistung an diesem Punkt soweit erhitzt, dass er entweder die kristalline oder die amorphe Phase annimmt. Die dielektrischen Schichten wirken abkühlend, sodass die veränderte Phase erhalten bleibt. Bei der Wiedergabe reflektieren amorphe Stellen weniger Laserlicht als kristalline, was zur Erkennung der zwei verschiedenen Informationszustände genügt. Daten können im beschränkten Maß gelöscht und aufgenommen werden (bis zu 1000 Mal).

2.3.1.4 Magneto-optische Träger (MOD, Magneto-Optical Discs) Die Informationsschicht besteht aus einem magnetischen Material; der Schreib- oder Leseprozess erfolgt aber optisch. Die Aufzeichnung wird erreicht durch das Erhitzen der Schicht über der Curie-Temperatur (3.2.1.5) und gleichzeitigem Anlegen eines niedrigen magnetischen Feldes, das zu einer entsprechenden (Neu-)Ausrichtung der magnetischen Partikel in der Schicht führt. Bei der Wiedergabe macht man Gebrauch von dem so genannten Kerr-Effekt (siehe 2.2.1), bei dem die magnetische Orientierung der Informationsschicht verschiedene Reflektionswinkel des lesenden Laserstrahls erzeugt, die zur Erkennung zweier verschiedener Informationszustände ausreichen. MODS sind eigentlich magnetische Träger, aber für ihren Umgang erweist sich die Zuordnung zu optischen Trägern als geeigneter.

Magneto-optische Träger wurden im professionellen Bereich als Backup- und als Transportmedium benutzt. Sie waren, gegen äußere Beschädigung und Fremdpartikel als Kassetten geschützt, in unterschiedlichen Größen (90 und 130 mm) in verschiedener Speicherkapazität verfügbar. Sie verloren mit der Entwicklung von immer preisgünstigeren Festplatten (HDDs, 2.2.2) und deren zunehmenden Speicherkapazitäten an Bedeutung.

2.3.1.5 MiniDisc (MD). Die MiniDisc kam 1992 auf den Markt und war als Ersatz für die bespielte analoge Kassette gedacht. Im Konsumbereich war sie mehr als zehn Jahre populär, bis sie dann ihre Bedeutung verlor. Sie wurde in zwei Versionen hergestellt, einmal als MOD (2.3.1.4) für Eigenaufnahmen und Wiedergabe, und außerdem als eine Art CD-ROM mit Inhalt. Der Durchmesser der MiniDisc beträgt 2.5 Zoll (64 mm); sie ist in einer Kassette untergebracht, wodurch sie wie bei der MOD gegen äußerliche Beschädigung beständig und gegen Fremdpartikel geschützt ist. Zur Wiedergabe siehe IASA-TC 04, 5.6.10.


16. Bei der Terminologie für optische Platten folgt diese Publikation der letzten Entwicklung: Ursprünglich wurden vervielfältige Platten mit allgemeinen Daten CD-ROMs (ROM= Read Only Memory) genannt. Mit der Einführung aufnehmbarer bzw., wieder-beschreibbaren Platten aber wurde diese Terminologie inkonsistent. Jüngere Publikation unterteilen daher optische Platten in -ROM (repliziert), -R (aufnehmbar) oder -RW bzw. -RAM (wieder-beschreibbar). Alle drei Typen können Audio, Video, oder allgemeine Daten beinhalten.

2.3.2 Die Komponenten optischer Träger und ihre Stabilität

Das Polykarbonat für optische Träger ist ein transparenter Kunststoff mit niedrigem Wärmeausdehnungskoeffizienten. Er ist widerstandsfähig gegen Deformationen bis zu 130°C. Es gab anfängliche Probleme mit craquele-artigen Rissen und opaker Verfärbung, speziell bei Laser Vision Discs, die zu Unlesbarkeit der Daten führten. Aus der Erfahrung im Umgang mit CDs seit 1982 kann man erwarten, dass Polykarbonat für mehrere Jahrzehnte stabil bleibt.

Abgesehen von Gold sind alle Metalle und Legierungen, die für die reflektierenden Schichten verwendet werden, anfällig für Oxidation. Die Schutzschicht bei CDs spielt daher eine wichtige Rolle. Sie muss widerstandsfähig gegen das allseitige Eindringen von Feuchtigkeit sein, was in der Einführungsphase oft nicht gelang. Oxidierte Schichten, besonders Aluminium, führen bei CDs dazu, dass die Daten nicht mehr ausgelesen werden können.

Die Haltbarkeit des Bindemittels, das die zwei Polykarbonat-Scheiben von DVDs und BDs zusammenhält, ist nicht bekannt.

Die Stabilität der organischen Farbstoffe ist bei den einmal bespielbaren Trägern, also CD-Rs, DVD-Rs und BD-Rs, mit einem großen Fragezeichen zu versehen. Es gibt drei verschiedene Typen: Cyanin, Phthalo-Cyanin und Azo. Alle drei sind lichtempfindlich, besonders gegenüber UV-Licht: setzt man einmal bespielte optische Träger mehrere Wochen lang dem Tageslicht aus, führt das zu Unlesbarkeit der Daten. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist die geringer werdende Menge der organischen Farbstoffe bei höheren Aufnahme- Geschwindigkeiten.

Die Aussagen zur Haltbarkeit der organischen Farbstoffe bewegen sich zwischen fünf und hundert Jahren, was von geringem praktischen Nutzen ist. Gleiches gilt für die semitransparenten Informationsschichten bei DVD-R und BD-R. Und schließlich ist auch die Haltbarkeit der Informationsschicht von wieder beschreibbaren Trägern im Vergleich zu einmal-beschreibbaren unklar.

2.3.3 Abnützung durch Wiedergabe

Es gibt keine messbaren Qualitätsverluste beim Abspielen optischer Träger.

2.3.4 Justierung und Wartung von Aufnahme-/Wiedergabe-Geräten

CD-, DVD- und BD-Player sind Massenprodukte ohne besondere Abgleich- oder Einstellungsmöglichkeiten, was einen Teil des unten (2.3.5) beschriebenen Problems
darstellt. Eine Wartung beschränkt sich auf die gelegentliche Anwendung einer Cleaning Disc zur Reinigung der Objektivlinse und die Reinigung der Ladevorrichtung.

2.3.5 Qualität der Aufnahme als Basisfaktor der Lebenserwartung von beschreibbaren optischen Trägern

Einmal bespielbare optische Träger (CD-R, DVD-R und BD-R) haben sich als sehr populäre Medien zur Aufzeichnung von Audio-, Videound IT-Daten erwiesen. Ihre Zuverlässigkeit hängt wie bei vielen anderen digitalen Trägern von einem komplexen Fehlerkorrektursystem in den Abspielgeräten ab, das fehlerhafte Daten auf dem Träger wegen Beschädigung, chemischen Reaktionen innerhalb der organischen Schichten oder wegen Alterungseffekten wieder vollständig wiederherstellt. Die Kapazität des Korrektursystems ist jedoch beschränkt. Eine fehlerfreie Aufnahme beansprucht weniger Korrekturkapazität wegen der gerade genannten Fehlerursachen und verbessert daher die Lebenserwartung des Trägers. Wenn hingegen ein optischer Träger des R-Typs bereits mit einer hohen Fehlerrate startet, bleibt weniger Korrekturkapazität für den Ausgleich weiterer Fehler. Die Lebenserwartung solcher Träger ist kürzer (siehe IASA-Empfehlung für maximal hinnehmbare Fehler bei optischen Trägern bei IASA-TC 04, Abs. 8.1.9).

Ein wesentliches Problem beim Brennen von einmal bespielbaren optischen Trägern ist das Zusammenwirken von noch nicht bespielten Trägern (sogenannten blanks) und dem Brenner. Es sind keinerlei Standards vereinbart und der automatische Abgleich funktioniert nicht immer genügend. Tests mit zufälliger Kombination von CD-R und Brenner haben lediglich 50% akzeptable Ergebnisse geliefert. Um ein zuverlässiges Brennen einmal aufnehmbarer Trägern zu erreichen, müsste man jedes Mal solche Kombinationen ausführlich und in regelmäßigen Abständen testen. Solche Tests sind arbeitsintensiv und das erforderliche Equipment ist teuer. Für die professionelle Datenspeicherung werden deswegen zuverlässigere und kostengünstigere Speichersysteme eingesetzt.17


17. J.-M. Fontaine 2000.

2.3.6 Formate und Größen

Analoge LaserVision Platten wurden produziert mit 200 mm und 300 mm Durchmesser, meistens doppelseitig. Für die digitalen optischen Träger gilt für alle Typen ein Durchmesser von 120 mm, ausgenommen einige wenige CD und BD mit 80 mm Durchmesser.

2.4 Festkörperspeicher

Festkörperspeicher sind Speicher mit elektronischen Schaltungen ohne bewegliche Teile. Sie wurden seit 1950 mit verschiedenen Technologien entwickelt. In Zusammenhang mit der vorliegenden Publikation sind die sogenannten „flash cards“ von Interesse, wie sie seit 1990 entwickelt wurden. Sie sind als mobile Datenträger (SD und andere) sowie als USB-Sticks bekannt. Durch die ständige Vergrößerung ihrer Speicherkapazität bei ständig fallenden Preisen haben sie sich inzwischen weltweit durchgesetzt, teilweise sogar als Ersatz von Festplatten in kleinen Notebooks.

2.4.1 Funktionsprinzip und Stabilität
Flash Cards gehören zu der Gruppe von nicht-flüchtigen Festkörperspeichern, die ihre Information ohne Energiezufuhr beibehalten. Die Speicherzellen sind lediglich Transistoren, die ihre Ladung jahrelang behalten. Ihre Ablese-Kapazität wird allgemein als quasi unbegrenzt beschrieben, während die Anzahl der Lösch-/Beschreibzyklen mit einigen Tausend bis eine Million angegeben wird. Sie wurden ursprünglich im militärischen Bereich eingesetzt, weil sie in einem relativ weiten Temperaturbereich einsetzbar und auch relativ unempfindlich gegen mechanische Schocks sind.

Es liegen keinerlei realistische Einschätzungen bezüglich ihrer Lebenserwartung vor. Solange sie teurer waren als Festplatten, spielte das nur eine untergeordnete Rolle, da sie dadurch (noch) unattraktiv für die Langzeitspeicherung waren. Flash Cards haben zwar ihre Eignung als stabile und widerstandsfähige Kurzzeitspeicher bewiesen, insbesondere bei lokalen Einsätzen unter ungünstigen Bedingungen, aber es ist zwingend geboten, sich nicht auf einen einzelnen Träger zu verlassen und eine Kopie der Daten möglichst früh auf ein anderes Speichermedium vorzunehmen, bevor der Wechsel auf ein sicheres digitales Speichersystem in Angriff genommen wird.